Dienstag, 21. März 2006

Motorrad im Winter

Ich habe den Winter über auf dem Motorrad 10.000 Kilometer runtergekurbelt. Es war kalt, schneereich, und das Salz hat dem japanischen Sensibelchen arg zugesetzt. Aber egal, manche Fahrten haben auch Spaß gemacht.

Vorgestern, am ersten Frühlingssonntag, sind vier Millionen andere Motorradfahrer aus ihren Löchern gekrochen. Ich habe sofort aufgehört zu grüßen. Mich hat jetzt vier Monate lang auch kein Aas gegrüßt ...

Nie bei Bofrost

Es ist schon eigentümlich. Mein neunjähriger Sohn überholt mich.

Gestern hat mir meine Frau bei Aldi Inline-Skates besorgt. In meiner Kindheit hatte ich nur Rollschuhe, aber es gab eine Zeit, in der ich mich auf diesen und auf Schlittschuhen ganz ordentlich bewegen konnte.

Zum Fahren war es gestern abend schon zu spät. Aber heute in der Früh stand mein Sohn mit seinen Inlinern da und hat mit aufgefordert. "Stachanow, jetzt fahren wir."

Ich wollte mich drücken, sagte, "Du musst doch zur Schule." Aber als Konfessionsloser hat mein Sohn keinen Religionsunterricht, deshalb fängt für ihn dienstags die Schule zwei Stunden später an.

Also haben wir die Inliner ausprobiert. Und mein Sohn hat mich abgehängt, stehen lassen wie einen alten Mann. Schnaufend und wacklig bin ich hinter ihm den Berg hochgetapst. Noch schlimmer war der Weg runter. Das Bremsen mit der Ferse war übel. Also fahre ich Schlangenlinien, um das Gefälle auf einen längeren Weg zu verteilen. Mein Sohn steht längst unten und wartet. Ich rufe "Kommt ein Auto?" und er schreit "JA!"

Tatsächlich schiebt er sich um die Ecke. Der dicke Bofrost-Wagen. Ich will ausweichen, rase mit einem Affenzahn von mindestens 12 km/h auf den Randstein zu. Dahinter ein fieser Jägerzaun. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon, wie mein echtes Auge die Spitzen herabläuft. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich lasse mich zur Seite fallen. Das Knie tut weh. Die Räder der Inline-Skates drehen sich noch, als der Bofrost-Mann auf meiner Höhe anlangt, anhält und das Fenster runterkurbelt. "Ist ganz schön gefährlich", sagt er.

Ich habe noch nie bei ihm eingekauft. Aber jetzt, jetzt werde ich ihn boykottieren.

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