Montag, 9. Oktober 2006

U*nternehmen Leben

Meine gute alte D*AK, bei der ich freiwillig gesetzlich krankenversichert bin, nennt sich jetzt "U*nternehmen Leben" und lässt Frau Fischer paddeln.

Scheint schick zu sein. Unternehmen, sieh an! Unternehmen, Donnerwetter, ganz famos!

Allein, es ist falsch. Zweifach falsch. Erstens sachlich, weil die D*AK keine unternehmerische Rechtsform hat. Und zweitens, was schwerer wiegt, inhaltlich-stilistisch-strategisch. Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nach Gewinnmaximierung streben. Ich bin selber Unternehmer und im Streben nach Gewinnmaximierung gänzlich nicht ohne Erfolg geblieben. Aber was ich auf den Tod nicht ausstehen kann, sind Infrastrukturdienstleister und Unternehmen in Feldern mit eingeschränktem Wettbewerb – und dazu zähle ich auch Krankenkassen –, die ihre Position ausnutzen, um sich an mir zu bereichern.

Und das an dem Tag, an dem der Irre aus Nordkorea seine Atombombe getestet hat.

Aktien

Warum eigentlich redet seit dem Abrauchen der Neuökonomie vor fünf Jahren keiner mehr über Aktien? Ich habe heute mit einem Einsatz von 8.352 Euro mehr Geld mit Aktien verdient als mit meiner Arbeit.

Und das an dem Tag, an dem der Irre aus Nordkorea seine Atombombe getestet hat.

Sonntag, 1. Oktober 2006

Product Placement im Tatort?

Gerade den Tatort "Bienzle und der Tod im Weinberg" gesehen. Und gedacht, der Schleichwerbeskandal sei ausgestanden und Vergangenheit. Aber im ARD-Tatort läuft dreimal, ja dreimal, der Postbote unmotiviert durchs Bild. Und zweimal, ja zweimal, bleibt die Kamera vor dem Schnitt unmotiviert sekundenlang auf dem Posthornträger stehen. Liebe G*EZ, soll ich dafür ich Gebühren zahlen? Lieber R*undfunkrat, hat das nicht schon Professor Doktor H*arnischfeger von der D*eutschen P*ost für mich erledigt? Wäre nett, wenn Ihr Euch meldet.

Grüße
Stachanow

Federweißer

Nach mehrtägiger Dienstreise zu Leuten, die nicht wissen, was ein Presseverteiler ist, aber aber die Zeitungen voll sehen möchten mit ihren Visagen und sich Vorstand titulieren lassen, glücklich heimgekehrt, fuhr Stachanow mit seiner Familie am Samstag zum Winzer und kaufte Federweißen, einen Zwei-Liter-Kanister voll des hefig-cremig-sprudelnden Getränks. Daraus zwackte er am Samstagabend einen Dreiviertelliter für sich ab und trank sich einen kleinen Rausch an. Frau Stachanowa begnügte sich mit einem Glas, sodass noch genügend für ein weiteres Räuschlein im Kühlschrank leise blubbernd vorsichhingärt.

Am Sonntag versammelte sich die Familie um Herrn Stachanow und ging Pilze sammeln. Die Ausbeute reichte, damit sich alle davon eine Vorspeise zum Abendessen nehmen konnten. Danach warf Herr Stachanow den Grill an, legte Schweinernes vom Bauern auf und die letze Zucchini aus dem Garten und öffnete eine Flasche des gekühlten Silvaners, die er ebenfalls beim Winzer mitgenommen hatte. Und das nächste Räuschlein ward gerufen und es kam auf leisen Sohlen an und besuchte Herrn Stachanow wie einen guten Freund.

Und morgen, morgen wird er nüchtern ins Büro ententeilen und versuchen, treffliche und wohlfeile Worte hineinzugießen in ein Angebot an Leute, die nicht wissen, was ein Presseverteiler ist, aber die Zeitungen voll sehen möchten mit ihren Visagen und dafür die Dienste des Herrn Stachanow in Anspruch zu nehmen bereit sind, auf dass sich dieser mit dem verdienten Gelde noch viele Flaschen Silvaner und Kanister voll des Federweißen kaufen kann.

Und es wird sein Frieden auf Erden.

Dienstag, 26. September 2006

Menschliches Versagen

Was ist menschliches Versagen? Die Transrapid-Technokraten haben ihre Argumentation mal wieder aus der Mottenkiste hervorgezogen. Hier die unfehlbare Technik, da der dumme Mensch. Als hätte es nie einen Atomunfall oder einen Flugzeugabsturz gegeben. Daher ist der Transrapid-Unfall auch wieder einmal ein PR-Unfall. Aber an einem kann auch die beste Krisenkommunikation nicht rütteln. An den Grundfesten unserer Dummheit und Naivität im Umgang mit der Technik.

Muss den der Mensch nicht vor einer Technik kapitulieren, die ihn auf 450 Sachen Spitze katapultiert? Ist das nicht ein Versagen der Technik an sich, wenn sie den Menschen überfordert mit einer affenartigen Geschwindigkeit? Okay, Flugzeuge sind noch schneller. Dafür stürzen sie weit öfter ab. Das wird aber von der Gesellschaft billigend in Kauf genommen. Jeder, der sich in ein Flugzeug setzt, weiß, dass was passieren kann. Obwohl es viel gefährlicher ist, sich in ein Auto zu setzen. Das weiß auch jeder. Warum sollte nun ausgerechnet eine Magnetschwebebahn sicherer sein als ein Auto oder ein Flugzeug? Wer das glaubt, ist naiv.

Die Frage, die mich beschäftigt, ist die, ob wir diese Geschwindigkeiten überhaupt brauchen. Warum muss ich heute binnen zwei Stunden von Nürnberg nach Berlin kommen, wenn dort der Typ auf der anderen Schreibtischseite sich auf den Termin nicht vorbereitet hat? Da wäre es für meine Arbeit zweckmäßiger, ich würde mit dem Fahrrad fahren. Sofern mein Gesprächspartner die Zeit nutzen würde, sich einzulesen und meine Vorschläge und Ideen zu verstehen.

Wobei ich durchaus ein Freund von Geschwindigkeit bin. Mein Firmenfahrzeug, ein Motorrad, fährt 270. Das Motorrad fahre ich aus. Wenn die Bahn frei ist, das Wetter gut ist, ich im Vollgesitz meiner Reaktionsfähigkeit bin und ich das Mopped vorher gecheckt habe. Dann gibt es kein technisches oder menschliches Versagen. Jede Technik ist Menschenwerk. Schöner hat es Fontane gesagt, in der Brück' am Tay:

Tand, Tand / Ist das Gebilde von Menschenhand!

Samstag, 23. September 2006

Lobhudelei

Für so viel Kulanz, liebe Firma Gardena, gibt es jetzt die ultimative Lobhudelei und einen neuen Gugel-Hit! Und aufgepasst:

Das Stachanowsche Anwesen ist auf 100 Metern Länge umgeben von einer dichten Hecke. Der Garten ist längst nicht so gepflegt ist wie die in der Nachbarschaft, trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – stehen die Blumen bei uns besonders dicht und farbenfroh zusammen. Trotz unserer Minimalpflege stehen Hausdame und Hausherr zweimal im Jahr vor der Aufgabe, Liguster und Thuja zu kürzen. Der Thuja steht glücklicherweise nur auf 20 Metern Länge an der Grenze zu Herrn Birkner. Dafür aber drei Meter hoch, weil der Vorbesitzer unseres Hauses und Herr Birkner Intimfeinde waren. Ich komme mit Herrn Birkner prima aus und schneide meine Hecke auch nicht so penibel rechtwinklig wie die Opas in der Nachbarschaft, die zu diesem Zwecke anscheinend Zugriff auf den Fundus von Star Wars haben. Ich besitze kein Laserschwert, ich schneide irgendwie scheif und krumm. Mit Gardena. Weil ich auf die Heckenscheren der Vier-Buchstaben-Discounter schon hereingefallen bin. Die waren billig, aber rasant kaputt.

Meine Gardena war neulich auch nicht mehr gut, das Schwert war stumpf geworden. Weil ich ein Feind des Wegschmeißens bin und der Motor noch einen pfennigguten Eindruck machte, brachte ich die drei Jahre alte Heckenschere zum Praktiker mit der Bitte, die Schere zum Schärfen einzusenden. Nach einer Woche erreichte mich die Nachricht, dass das Schwert hinüber sei. Ein neues sollte 48 Euro kosten. Dafür gibt es zwar beim Vier-Buchstaben-Discounter bereits eine neue Heckenschere, aber eben keine Gardena. Alos ließ ich das Schwert austauschen, konnte die Schere nach drei Wochen abholen und setzte noch am selben Tage zum Herbstschnitt der Hecke an. Dabei kam ich 80 Meter weit. 20 Meter vor Feierabend rauchte der Motor ab.

Also trug ich die Schere zum Baumarkt zurück und erzählte dort meine Geschichte. Der Mann in der Reparaturannahme lachte über mein Pech und sagte, da könne man vielleicht was machen. Sobald der Vertreter von Gardena wieder mal im Lande sei, würde er ihm meine Geschichte erzählen und auf Kulanz hoffen. Heute kam der Anruf vom Praktiker. Ich könne die Schere abholen, mit neuem Motor. Den gab es tatsächlich auf Kulanz. Ich habe fest vor, dass ich zukünftig nur noch eine Gartengerätemarke kaufen werde und weiterhin alles brav in die Reparatur trage. Ist besser so, hält Arbeitsplätze im Land (der Arbeitszettel war auf Deutsch aus gefüllt) und gibt ein gutes Gefühl.

Freitag, 22. September 2006

Transrapid-Unfall

Noch gibt es keine Bilder vom heutigen Transrapid-Unfall. Ich kann mir gut vorstellen, wie es gerade in den Bildredaktionen zugeht, wie unsere Volksaufklärer danach lechzen, das Geschäft mit dem Tod zu machen - und wie unsere Medienkonsumenten danach gieren, endlich mal wieder Trümmerbilder aus Deutschland zu sehen. Und nicht immer die langweiligen aus Bagdad.

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