Freitag, 24. November 2006

Trennung von Redaktion und Anzeige

Gerade in meinem Mail-Eingang

Sehr geehrter Herr Stachanow,

vielen Dank für die zugesandte interessante Nachricht über die neue XXXXXXXXXXXXX, die wir unseren Lesern nur ungern vorenthalten wollen. Bei der Vielzahl an täglich bei uns
eingehenden PR-Meldungen ist es uns jedoch nicht möglich, diese alle zu berücksichtigen. Es gibt allerdings noch die Alternative
"Redaktionskostenzuschuss".

In den vergangenen Monaten haben wir mit Feuereifer am kompletten Relaunch der "XXXXXXXXX Nachrichten" gearbeitet. Neben einer Erweiterung des Umfangs um XX Prozent haben wir auch die beim Leser besonders beliebte Rubrik "XXXXXXXXX" einer optischen und inhaltlichen Frischzellenkur unterzogen.

Gern lade ich Sie hiermit ein, sich an den Produktionskosten dieser Seite zu beteiligen. Mit einem kleinen, so genannten "Redaktionskostenzuschuss" sichern Sie sich nicht nur das Erscheinen Ihrer Nachricht, sondern können selbstverständlich auch Einfluss auf die Größe der Veröffentlichung nehmen - und das bereits ab 250 Euro.

Über eine kurze positive Rückmeldung von Ihrer Seite würde ich mich sehr freuen! Lassen Sie uns über eine mögliche Zusammenarbeit sprechen!


Und, wie Ede Zimmermann bei "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" sagte: "Das ist leider kein Einzelfall."

Donnerstag, 23. November 2006

Konzern

Wenn das schriftliche Briefing für einen doofen Fachtext in einer noch dümmeren Fachpostille viermal so lang ist wie der Artikel und wenn hinter jedem Punkt "Was gesagt werden soll" ein weiterer Punkt "Was nicht gesagt werden darf" steht, habe ich schon gar keine Lust mehr.

Mittwoch, 15. November 2006

Einfachheit

Die Weltfirma P*hilips sagt in ihrer Zahnbürstenwerbung:

Einfachheit ist, sich die Zähne zu putzen und gleichzeitig Körperpflege zu betreiben.

Meine Güte, welche Qual. Allein das Wort Einfachheit. Es ist nicht einfach, dieses Wort - und daher kontraproduktiv. Dann dieser Satz, dessen Dummheit zum Himmel schreit. Körperpflege ist der einzige Zweck des Zähneputzens. Zähne sind ein Bestandteil des Körpers. Daher kann man mit dem Zähneputzen nicht gleichzeitig Körperpflege betreiben, man tut es einfach.

Gehen wir einmal davon aus, dass ein normal intelligenter Mensch diese Werbung beauftragt, ein normal intelligenter Mensch diesen Satz geschrieben und ein normal intelligenter Mensch diesen Satz abgenommen hat. Wären diese drei Menschen nicht normal intelligent, wären sie nicht in der Funktion, in der sie sind.

Warum nur kommt ein derart verkrampfter Mist heraus? Welcher Teufel reitet die?

Mittwoch, 8. November 2006

Notendurchschnitt 3,55

Gerade komme ich von der Schulsprechstunde. Mein Sohn geht in die vierte Klasse, soll aufs Gymnasium. Selbstredend, bei den Eltern. Bei der jüngsten Deutscharbeit war mein Sohn der fünftbeste seiner Klasse, allerdings mit einer Drei. Durchschnitt war 3,55. In Mathe genauso. Mein Sohn wurde zwar als einer von zweien seiner Schule auf die Mittelfränkische Mathematik-Meisterschaft entsandt, aber für eine gesicherte Übertrittsnote reicht auch das nicht. Hier muss er um seinen Zweier kämpfen, in der jüngsten Klassenarbeit lag der Notendurchschnitt bei 3,71.

Der Lehrer wandt sich in der Besprechung wie ein Aal, als ich ihn darauf ansprach, dass es im Wohlstandsghetto unseres Wohnortes kein Prekariat gäbe, das einen derartigen Notendurchschnitt in der Klasse erklären könnte. Auch der Anteil nicht integrierter Ausländerkinder liegt in der Klasse genau bei Null - weil der Ausländeranteil ebenfalls Null beträgt.

In Bayern machen 21,7 Prozent der Schüler Abitur. Das ist eigentlich zu wenig. Allein: Weil die bayerischen Gymnasien kräftig aussieben, müssten, um diese magere Abiturientenquote zu erreichen, rund 30 Prozent der Schüler von der Grundschule ins Gymnasium übertreten. Nach dem bisherigen Stand schaffen in der Klasse meines Sohnes vielleicht zwei oder drei den Übertritt.

Als ich das dem Lehrer vorrechnete und ihn fragte, ob er oder die Klasse nun unterdurchschnittlich sei, meinte dieser, schuld an der Notenmisere sei die schlechte Disziplin der Klasse. Zu viele profilneurotische Akademiker-Eltern mit zu verzogenen Kindern. Wir natürlich ausgenommen.

Dass er sich hinterfragen könnte, darauf kommt er nicht. Selbstgefällig bis zum Anschlag erklärte er, dass seine Art zu arbeiten schon noch Früchte tragen werde, bis zum Übertrittszeugnis. Und um unseren Sohn müssten wir uns natürlich keine Sorgen machen. Bei dem Elternhaus.

Ich bin froh, dass ich durch die Gnade der frühen Geburt in den 70ern, der Zeit der sozialliberalen Bildungsreform, aufs Gymnasium gehen konnte. Heute hätte ich als Arbeiterkind, dessen Eltern ihre Anliegen weniger eloquent vortragen können, dafür kaum mehr eine Chance. Damals war es so, dass die Bonzenkinder den Atem der ambitionierten Arbeiterkinder im Nacken spürten, dass es einen Wettbewerb um Sozialchancen gab. Heute haben die "besseren Kreise" diese Chancengleichheit zu ihren Gunsten verschoben. Okay, mein Sohn als Spross eines Vaters, der in den "Besseren Kreisen" angekommen ist, sich auszudrücken versteht und einen Anzug besitzt, profitiert von dieser Ungerechtigkeit. Eine Schande bleibt sie trotzdem.

Armes Deutschland.

Freitag, 3. November 2006

Rürürü

Schön ist's, mit den Kindern auf dem Rücksitz übers Land zu fahren und im Radio kommt "Mrs Robinson". Dann singen alle mit. Wer den Text nicht kann, singt Rürürü.

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