Freakshow
Ich bin ein bescheidener Mann, sagt der Industrielle mit seiner dröhnenden Stimme. Er lehnt sich zurück, das Leder knarzt unter seinem Arsch.
Dann, im Flüsterton: Das müssen Sie wissen, wenn Sie über mich schreiben wollen, das müssen Sie wissen und verstehen. Sie müssen wissen: Ich rede mit jedem. Haben Sie den Hilfsarbeiter gesehen, der da draußen den Boden verlegt, im neuen Büro? Ich habe heute schon mit ihm geredet. Ich rede mit jedem, ja, der Klaus Kattler, der redet mit jedem. Mit Ihnen, mit dem Hilfsarbeiter, mit jedem. Wenn der Hilfsarbeiter heute abend zu seiner Frau geht, wird er sagen: Der Herr Kattler hat heute mit mir geredet. Er wird seiner Frau sagen: Der Herr Kattler hat mich gefragt, wie es mir geht. Was glauben Sie, wie stolz der heute ist, dass ich mich erkundigt habe, wie es ihm geht? So bin ich. Wenn ich nicht so wäre, wäre ich nicht der Kattler Klaus. Ich interessiere mich für alles. Wie geht es Ihnen? Haben Sie Frau, haben Sie Kinder? Familie, ja, das ist wichtig. Familie. Wissen Sie, mich interessiert, welchen Hintergrund die Menschen haben, die für mich arbeiten. Die Frauen sind wichtig. Wenn eine Frau im Hintergrund nicht will, dann wird das nichts. Wissen Sie, wenn ich mit den Menschen rede, dann tue ich eigentlich etwas ganz anderes. Ich höre zu. Ich lese aus ihnen heraus, was sie denken. Das muss man. Was Sie im Moment denken, sagen Sie es mir? Sie möchten es nicht sagen? Aha, Sie wollen mich mit meinen Facetten kennen lernen. Facetten sind gut, aber: Es geht nicht um die Facetten, es geht um das Ganze. Es geht um Werte. Nicht um Facetten. Ich sage Ihnen jetzt, um welche Werte es geht: Wissen Sie, wenn ich in einen Raum komme, dann mögen mich die Menschen, ganz automatisch. Warum? Weil ich die Menschen mag. Und das spüren die Menschen. Sie werden sehen, dass Sie mich mögen. Weil ich Ihnen diene. Es ist schwer, den Menschen zu dienen, wenn man sie nicht mag. Ich will wissen, wer Sie sind, und wenn ich mit Ihnen beschäftige, vorurteilsfrei beschäftige, stellt sich automatisch Sympathie ein. Ich mag Sie, und nichts ist leichter, als Ihnen zu dienen. Sagen Sie mir, womit ich Ihnen dienen kann? Ich mag die Menschen in meinen Fabriken, ich mag ihnen dienen. Sie wissen: Der Kattler Klaus ist mein Chef, und er dient mir. Jeder weiß das, weil das jeder merkt. Auch im Vereinsleben. Wissen Sie: Ich bin Ehrenmitglied in zwölf Vereinen. Ich gehe auf jede Veranstaltung. Das kostet Zeit. Aber ich gehe hin. Und die Menschen sagen dann: Der Kattler Klaus war auch da. Wissen Sie, ich gehe auch in die Kirche, jeden Sonntag. Wenn ich eine Firma kaufe, und ich kaufe jedes Jahr eine oder zwei, wissen Sie, wo ich da hingehe, wenn ich etwas wissen muss? Ich gehe zum Herrn Pfarrer. Der weiß alles, und weiß es genauer als der Bürgermeister, der Landrat, als alle. Ich gehe zum Pfarrer und sage: Hochwürden, ich habe gesündigt. Ich will ein besserer Mensch sein, aber das Fleisch ist schwach. Erst wenn ich beim Herrn Pfarrer meine Seele gereinigt habe, spreche ich von Geschäften. Und er wird mir alles sagen, was ich wissen muss. Der Kattler Klaus versteht etwas von Geschäften, das glauben Sie mir. Sie waren Messdiener, gell? Das merkt man Ihnen an.
Dann, im Flüsterton: Das müssen Sie wissen, wenn Sie über mich schreiben wollen, das müssen Sie wissen und verstehen. Sie müssen wissen: Ich rede mit jedem. Haben Sie den Hilfsarbeiter gesehen, der da draußen den Boden verlegt, im neuen Büro? Ich habe heute schon mit ihm geredet. Ich rede mit jedem, ja, der Klaus Kattler, der redet mit jedem. Mit Ihnen, mit dem Hilfsarbeiter, mit jedem. Wenn der Hilfsarbeiter heute abend zu seiner Frau geht, wird er sagen: Der Herr Kattler hat heute mit mir geredet. Er wird seiner Frau sagen: Der Herr Kattler hat mich gefragt, wie es mir geht. Was glauben Sie, wie stolz der heute ist, dass ich mich erkundigt habe, wie es ihm geht? So bin ich. Wenn ich nicht so wäre, wäre ich nicht der Kattler Klaus. Ich interessiere mich für alles. Wie geht es Ihnen? Haben Sie Frau, haben Sie Kinder? Familie, ja, das ist wichtig. Familie. Wissen Sie, mich interessiert, welchen Hintergrund die Menschen haben, die für mich arbeiten. Die Frauen sind wichtig. Wenn eine Frau im Hintergrund nicht will, dann wird das nichts. Wissen Sie, wenn ich mit den Menschen rede, dann tue ich eigentlich etwas ganz anderes. Ich höre zu. Ich lese aus ihnen heraus, was sie denken. Das muss man. Was Sie im Moment denken, sagen Sie es mir? Sie möchten es nicht sagen? Aha, Sie wollen mich mit meinen Facetten kennen lernen. Facetten sind gut, aber: Es geht nicht um die Facetten, es geht um das Ganze. Es geht um Werte. Nicht um Facetten. Ich sage Ihnen jetzt, um welche Werte es geht: Wissen Sie, wenn ich in einen Raum komme, dann mögen mich die Menschen, ganz automatisch. Warum? Weil ich die Menschen mag. Und das spüren die Menschen. Sie werden sehen, dass Sie mich mögen. Weil ich Ihnen diene. Es ist schwer, den Menschen zu dienen, wenn man sie nicht mag. Ich will wissen, wer Sie sind, und wenn ich mit Ihnen beschäftige, vorurteilsfrei beschäftige, stellt sich automatisch Sympathie ein. Ich mag Sie, und nichts ist leichter, als Ihnen zu dienen. Sagen Sie mir, womit ich Ihnen dienen kann? Ich mag die Menschen in meinen Fabriken, ich mag ihnen dienen. Sie wissen: Der Kattler Klaus ist mein Chef, und er dient mir. Jeder weiß das, weil das jeder merkt. Auch im Vereinsleben. Wissen Sie: Ich bin Ehrenmitglied in zwölf Vereinen. Ich gehe auf jede Veranstaltung. Das kostet Zeit. Aber ich gehe hin. Und die Menschen sagen dann: Der Kattler Klaus war auch da. Wissen Sie, ich gehe auch in die Kirche, jeden Sonntag. Wenn ich eine Firma kaufe, und ich kaufe jedes Jahr eine oder zwei, wissen Sie, wo ich da hingehe, wenn ich etwas wissen muss? Ich gehe zum Herrn Pfarrer. Der weiß alles, und weiß es genauer als der Bürgermeister, der Landrat, als alle. Ich gehe zum Pfarrer und sage: Hochwürden, ich habe gesündigt. Ich will ein besserer Mensch sein, aber das Fleisch ist schwach. Erst wenn ich beim Herrn Pfarrer meine Seele gereinigt habe, spreche ich von Geschäften. Und er wird mir alles sagen, was ich wissen muss. Der Kattler Klaus versteht etwas von Geschäften, das glauben Sie mir. Sie waren Messdiener, gell? Das merkt man Ihnen an.
Stachanow - 10. Jul, 17:53
7 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
lxuser - 10. Jul, 19:04
Ich hoffe, daß das eine zur Unterhaltung des Publikums nett ausgedachte Geschichte ist.
Stachanow - 10. Jul, 19:27
Nein, das kommt direkt vom Band, ist nur ein wenig gerafft. So ging es vier Stunden lang weiter, ich habe dann das Band dummerweise nach der Hälfte nicht mehr mitlaufen lassen, nur noch zugehört und gestaunt.
lxuser - 10. Jul, 22:25
Oha. Ich hoffe, es hat sich wenigstens monetär gelohnt.
Im Ernst, vier Stunden so eine Freakshow, wie hält man das aus? Andererseits, ich könnte mir auch nicht vorstellen, Proktologe zu sein, und trotzdem gibt es Menschen, die diesen Beruf gerne ergreifen...
Im Ernst, vier Stunden so eine Freakshow, wie hält man das aus? Andererseits, ich könnte mir auch nicht vorstellen, Proktologe zu sein, und trotzdem gibt es Menschen, die diesen Beruf gerne ergreifen...
Webcat72 - 11. Jul, 09:57
Och, im Prinzip ist das doch einfach hochprofessionelles Networking, angepasst an die Gepflogenheiten des ländlichen Raums in Bayern ;-??
Waldorff - 11. Jul, 13:30
Allmächd - dabei ruhig, freundlich und professionell bleiben und nicht den Zidane machen. Vier Stunden! Nicht einfach.
kranich05 - 11. Jul, 14:08
"den Zidane machen"
Verlinken! Verlinken! - diese Superwendung!
Ähnliche Freakshow habe ich auch mal erlebt; mit Folgen;
schreib ich bestimmt mal auf.
"Der Untertan" kommt mir in den Sinn. Warum nur?
Dieser ist doch längst Obertan.
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che2001 - 11. Jul, 16:17
Abkotz! Da möchte man nicht den Zidane, sondern den King Kong machen.
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