Samstag, 14. Oktober 2006

Sauerstoffmangel

Neulich habe ich einen meiner Konzernkunden besucht. Hypermoderne Architektur, Glas, Stahl, Höhe. Tonnerwetter, sagt sich der Besucher aus der Provinz und ist erschlagen. Vor allem von der Diskrepanz zwischen dem Vorn und dem Hinten. Als ich von dem glorreichen Repräsentationsbereich auf die Hinterbühne, in die Bürotrakte, gebeten wurde, da sah ich, dass dort Menschen in zehn Quadratmeter großen Glaskästen arbeiten.

Gerufen wurde ich wegen einer eiligen Sache, deshalb war auch kein Konferenzraum frei und die Besprechung musste in einem dieser Aquarien stattfinden, dem des Stabschefs eines Vorstands. Auch die Stabschefs haben in dem Laden nicht den Büroraum, der in meinem Laden einem Volontär zur Verfügung steht. Weil bei dem Gespräch jemand von der Kommunikationsseite dabei sein musste, waren wir zu dritt. Weil der Stabschef nicht ohne Assistentin sein kann, zu viert. Weil der Stabschef den Stabschef des betreffenden Bereichsvorstands nicht übergehen wollte, waren wir zu fünft und weil dieser nicht ohne Assistentin sein konnte, zu sechst in dem Kabuff. In vier Minuten hatten wir den verfügbaren Sauerstoff inhaliert und mussten, was anstrengend war, den Rest der Zeit alle miteinander das Gähnen unterdrücken.

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pathologe - 14. Okt, 14:34

Wirkt sich Sauerstoffmangel nicht auch negativ auf das Hirn aus? Konnten da nach den 4 Minuten noch richtige Entscheidungen getroffen werden?

Stachanow - 15. Okt, 10:33

Eben nicht. Vier Minuten waren eindeutig zu kurz, zehn jedoch hätten gereicht. Da lässt mich vermuten: Wenn die Architektur eines Bürogebäudes darauf ausgelegt ist, dass den darin in Kabuffs eingesperrten Menschen in Sechserbesprechungen binnen vierer Minuten die Luft ausgeht, ist das vielleicht sogar so etwas wie eingebaute Effizienzsteigerung. Laberrunden werden kürzer. Wenn fünfe das Kabuff verlassen haben, fächelt die Klimaanlage so viel Luft herein, dass es für einen reicht.

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