Work-Life-Balance

Freitag, 2. Juni 2006

Was willst du in Hörlis?

Im Grenzgebiet zwischen dem Landkreis Günzburg und dem Landkreis Unterallgäu unterwegs, frage ich in Waltenhausen einen etwa 25-jährigen blondierten, zwei Zentner schweren Mann, der auf einer Baustelle mit der Flachseite eines Beils Nägel in eine Holzverschalung schlägt, nach dem Weg nach Hörlis.

Seine Antwort eine Gegenfrage:

"Waswillschnaudau?" Zu deutsch: Was willst du nachher dort.

Dann sagt er: Weiter nach Hairenbuch, im Dorf nach der Bachbrücke links nach Herretshofen, dort an der Kapelle links, dann kommt zwei Kilometer gar nichts (Ich sage: Es kam schon die letzten 30 Kilometer nicht viel, aber auf den Einwand reagiert er, zwei Zentner schwer und mit einem Beil bewaffnet, zum Glück nicht), dann wieder links, den Stich hinunter, dann bist du in Hörlis.

Es stimmt. Ich bin in Hörlis.

Waswillschnaudau? Ich ahnte schon immer, dass die bayerischen Schwaben, ohne es zu wissen, Philosophen sind.

Montag, 17. April 2006

Nordheimer Vögelein

Realität ist eine Halluzination, hervorgerufen durch einen Mangel an Alkohol.

Deshalb freut sich Stachanow, der das Osterwochenende durchgearbeitet hat, sehr darauf, heute abend eine Flasche Frühburgunder Auslese trocken aus dem Holzfass, Jahrgang 2002, Lage Nordheimer Vögelein, 13,5 Volumenprozent Alkohol, zu entkorken. Käuflich zu erstehen ist der Wein beim Weingut Büttner, Nordheim, gleich an der Mainfähre. Flasche zu 10,20 Euro.

Dienstag, 21. März 2006

Motorrad im Winter

Ich habe den Winter über auf dem Motorrad 10.000 Kilometer runtergekurbelt. Es war kalt, schneereich, und das Salz hat dem japanischen Sensibelchen arg zugesetzt. Aber egal, manche Fahrten haben auch Spaß gemacht.

Vorgestern, am ersten Frühlingssonntag, sind vier Millionen andere Motorradfahrer aus ihren Löchern gekrochen. Ich habe sofort aufgehört zu grüßen. Mich hat jetzt vier Monate lang auch kein Aas gegrüßt ...

Dienstag, 31. Januar 2006

Gestern auf Arte

Oder besser heute, der Film begann um 0 Uhr, ich kam just von der Arbeit heim, läuft auf Arte "Wem die Stunde schlägt". Ich habe den Film seit bestimmt 20 Jahren nimmer gesehen und hatte in Erinnerung, dass der Film gut ist. Muss ja gut sein angesichts der Zutaten Hemmingway, Ingrid Bergman, Gary Cooper.

Und dann sehe erstaunt ich eine chargierende, augenrollende Pilar, umgeben von genauso overactenden Komparsen mit eindeutig zugewiesenem Fuzzy-Charakter (Fuzzy, der Depp aus rauchende Colts) und einen Gary Cooper, der hölzern wie Pinocchio durch gemalte Kulissen wackelt.

Das Ganze ist synchronisiert zum Davonspringen (Ingleees, du gefällst mirrr, höhöhö, dazu Augenroll und Achselzuck). Okay, der Streifen ist von 1943. Trotzdem ist er ein Krampf. Und bin ich verblüfft, wie mich meine Erinnerung doch so getrogen hat.

Samstag, 28. Januar 2006

Spalthammer

Heute sechs Ster Holz gesägt und aus der Einfahrt weggefahren, dazu noch anderthalb Ster gespalten. Darunter richtig fette, Durchmesser 40 Zentimeter und mehr. Sogar ein Wildkirschbaum, eigentlich viel zu schade zum Verschüren.

Jetzt habe ich ein neues Lieblingsspielzeug: den Spalthammer, den ich mir gestern gekauft habe. Kruzifixsakrament, wenn der Drei-Kilo-Hammer ins Holz fährt, da geht was. Viel wuchtiger als meine Axt, aber leider auch viel umpräziser. Gerade bei den bereits geviertelten Holzscheiten geht der Schlag leider oft auf den Stiel, vor allem, wenn die Kondition nachlässt. Am Montag besorge ich mir gleich einen neuen, der jetzige ist bald hinüber. Und die bereits geviertelten Scheite mache ich mit der Axt weiter klein.

Samstag, 14. Januar 2006

Eheliche Liebe

Als ich gestern von meinem Besuch der Brillenfachmesse Opti (Slogan: Come. See. Profit.) nach Hause fuhr, war ich derart überreizt von dem Sprech der Marketingleute ("Wir brauchen ein Bekenntnis zur Brille" und dergleichen durchaus Ernst gemeinte Pseudoreligiosigkeiten aus der Emotionalisierungs-Schublade mehr), dass ich mich betrinken musste. Zum Wein knabberte ich Knoblauchzehen.

Doch selbst die zweite Flasche Wein wollte mich nicht wieder runter bringen. Da sagte Frau Stachanowa zu mir: "Ich habe keine Lust und du hast eine Fahne und stinkst tierisch nach Knoblauch. Aber anders kommst du nicht mehr runter. Und wenn wir es jetzt nicht machen, zappelst du bloß wieder die ganze Nacht im Bett rum und murmelst im Schlaf." Sprachs und zog sich aus.

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie sehr ich meine Frau liebe?

Freitag, 6. Januar 2006

Südfrankreich

Die Arbeit hat mich wieder. Nein, sie hat mich nicht einmal zwischen den Jahren losgelassen. 2006 beginnt ordentlich und ich habe so viel zu tun, dass ich langsam den Überblick verliere, was höhere Priorität hat. Diese Sorte Stress mag ich nicht, lieber ochse ich ein paar Wochenenden lang durch und sehe dafür wieder Land.

Apropos Land sehen: Die letzten zwei August- und die erste Septemberwoche zuckeln wir durch Südfrankreich, die ganze Familie hippiemäßig im VW-Bus. Vor der Heimreise machen wir eine Woche Station bei einem Freund einer Freundin, der seine New-Eco-Millionen rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat, indem er das Geld im Departement Aveyron in ein Anwesen investierte, das er nun bewohnt und Teile davon vermietet. Da soll es einen 13 Meter hohen Felsen geben, von dem man in den Tarn springen kann, bei guten Überlebenschancen. Das wird schön.

Dass es meiner Agentur gerade gut geht, führe ich übrigens nicht auf Frau Merkel zurück, sondern auf die Tatsache, dass wir dort ein paar Dinge richtig gemacht und zugleich saumäßig Massel hatten.

Montag, 2. Januar 2006

Unkaputtbares Titanflex

Heute früh ist mir meine Brille aus eigentlich unkaputtbarem Titanflex entzwei gegangen. Ich will die Brille unter den Helm schieben (jawohl, die Motorradsaison 2006 hat begonnen!), höre einen kleinen, scharfen Klick, und die Brille war am Nasensteg gebrochen.

Was habe ich mich geärgert, das Ding war sauteuer. Aber der Optiker hat sofort zugesagt, dass er den Schaden auf Kulanz reparieren will. Manchmal ist eben das Teure doch das bessere und Geiz doch nicht so geil.

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Kicker im Büro

Der Kickertisch im Büro war fast so New-Eco-mäßig wie der Kickroller. Obwohl wir von 1999 bis 2001 reichlich Unsinn mitgemacht hatten - diesen beiden Accessoires der Neuwirtschaft hatten wir uns seinerzeit strikt verweigert.

Und nun steht er also im seit dem 23. Dezember im Büro. Unser Kicker. Selbstredend ein Turnierteil, mit der Wasserwaage austariert. Das Material ist um Klassen besser als wir Spieler. Kurbeln ist verboten, sonst regiert der Zufall. Aber egal. Es macht Spaß.

Mittwoch, 14. Dezember 2005

Gnottschis

In der prosperierenden Kleinstadt nahe der verarmenden kleinen Großstadt (Aus Erfahrung Gut) hat ein Investor das alte Rathaus saniert und den gotischen Fachwerkbau zu einem Restaurant umgewandelt. Auf der Fischkarte steht der übliche Zander mit Champagnerschaum an Blattspinat für 23 Euro ungrad. Das Lokal zieht Lokalprominenz an, die, vorzugsweise in Loden gewandet, mit der M- oder S-Klasse anreist und den Bau nach zwei Stunden erhitzt und gesättigt wieder verlässt, aus dem Mantelkragen einen puterrotem Schädel stolz in die kühle Nachtluft reckend und aus fetttriefendem Maul lauthals die sensationellen Gnottschis lobend.

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