Montag, 17. Januar 2005

Journalistische Unabhängigkeit

"WERKSTATT SPEZIAL" - Neues Konzept 2005

Sehr geehrter Herr Stachanow,

ich freue mich Ihnen heute unsere neuen Mediadaten für "WERKSTATT SPEZIAL" senden zu dürfen.

Mit einem völlig neuen Konzept präsentiert sich "WERKSTATT SPEZIAL" ab dem kommenden Jahr 2005!

Was bedeutet das für Sie?

Wir bieten Ihnen folgendes "Image-Paket" an:

Sie erhalten zur gebuchten Anzeige zusätzlich einen individuellen redaktionellen Beitrag gleichen Formats!

Nutzen Sie diese ganz neue, einmalige Chance ...

Trackback URL:
https://stachanow.twoday.net/stories/475738/modTrackback

Stachanow - 17. Jan, 14:38

Das also ist vom guten alten Springer-Fachverlag (nix Axel Springer!) geblieben, seit er 2003 von BertelsmannSpringer an die britischen Finanzinvestoren Cinven und Candover verkauft wurde und Springer Science+Business Media heißt.

Verstöße gegen das Presserecht und die journalistische Sorgfaltspflicht sind nun Konzept und Geschäftsgrundlage.

Es wird für uns PR-Heinis immer schwerer, unserer ohnehin anrüchigen Arbeit nachzugehen, wenn uns die Verlage rechts überholen.

Titania Carthaga - 18. Jan, 00:12

Ojeminee.... sollte wirklich nochmal ernsthaft darüber nachdenken, ob ich wirklch in d i e Branche will... aber was tun, wenn man nix kann außer schreiben und verkaufen? :(
pathologe - 20. Jan, 12:25

Korrigier mich...

...wenn ich falsch liege. Aber die bieten Dir an, Deinen Job für Dich zu machen? Oder wie? Quasi ein Autoverkäufer verkauft dem anderen ein Auto?

unverständig den Kopf schüttel

Stachanow - 20. Jan, 13:47

Ja, so ist das. Die bieten ganz offiziell ihren Redaktionsraum als Manövriermasse für Anzeigenkunden an, egal was da drin dann steht. Oder fast egal. Wer den Redaktionsraum letztendlich vollschreibt - ob die selber oder ich -, ist denen prinzipiell einerlei. In der Praxis überlassen sie das Schreiben einstweilen noch gerne mir, damit ich vom Kuchen was abhaben kann und nicht zu deren Feind werde. Ich denke, der Großangriff der Verlage auf die Agenturen kommt noch, wenn die arbeitslosen "Fachredakteure" zu verlagsgesteuerten PR-Ich-AGs umfunktioniert sind. Das dauert noch ein klein wenig.

Aber lass uns im Hier und Jetzt bleiben. Was bedeutet diese Anzeigenkopplung im Umkehrschluss? Es ist ganz simpel. Wenn der Redaktionsraum den Anzeigenkunden gehört, kommt derjenige, der keine Anzeige schaltet, nicht ins Heft. Egal, wie gut seine Geschichte ist.

Ich predige meinen Mittelstandskunden seit Jahren, dass Pressearbeit so nicht funktioniert. Weil es als natürliches Korrektiv einen Rezipienten geben muss, der das journalistische Erzeugnis gerne und freiwillig rezipiert. Ich als PR-Depp denke folglich in journalistischeren Kategorien als die Fachblattmacher aus dem Hause Springer Science+Business Media. Aber der Leser ist denen wurscht, weil zur IVW-geprüften Verbreitungsauflage, der Entscheidungsgrundlage der Mediaplaner, ja auch Freiexemplare und Belegstücke zählen. Nur: Wenn das Medium vom Werbeträger zum Werbebotschafter wird und ich die Verbreitungsauflage über kostenlose Exemplare hochjazze, gehen aufgrund der nachlassenden journalistischen Qualität die bezahlten Abos zurück. Und die Belegstücke und Freiexemplare fliegen ungelesen in den Papierkorb. Zuletzt hat das Medium nur noch als Leser: Anzeigenverkäufer, PR-Fritzen, Mediaplaner, Anzeigenkunden in den Marketingabteilungen. Die können sich dann über perfekte PR-Texte und perfekte Anzeigen freuen.

Der Fachjouralismus kommt zusehends auf den Hund (den viele Lifestyle-Erzeugnisse der Medienlandschaft noch nie verlassen haben, aber das ist eine andere Geschichte). Zum Glück spiele ich meistenteils in einer anderen Liga und bin in der komfortablen Situation, die Sensationsangebote von Blättern wie "Werkstatt Spezial" dankend abzulehnen.

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