Sonntag, 18. Juni 2006

Der Hammer

Heute fuhr ich mit meinem Sohn (9) und seinem Schulfreud nach Solnhofen, Versteinerungen suchen. Unser wertvollster Fund im Hobbysteinbruch war kein Archaeopteryx, sondern ein pfennigguter, nagelneuer Hammer - wohl liegengelassen von einem mindestens ebenso herausragenden Paläontologen wie wir drei.

Vom Solnhofener Hobbysteinbruch kann ich, nebenbei bemerkt, nur abraten. Alles, was wir nach vier Stunden schweißtreibender Klopferei und dem Heraushauen eines halben Kubikmeters gewachsenen Plattenkalks gefunden haben, waren ein paar seit Jahrmillionen tote Wasserläuse. Nebenan, vor einem normalen Steinbruch, prangen die üblichen Betreten-verboten-Schilder. Dahinter braucht man die Ammoniten nur aufzuklauben. Wir machten fette Beute, die nun in Vitrinen verstaubt. Wobei mir mein Sohn auf dem Rückweg gestand, er sei in eine Klassenkameradin verliebt und wolle ihr nun eines der Stücke verehren. Mal sehen, ob sich eine Drittklässlerin davon betören lässt. Aber das Prinzip des Geschenks ist zweifellos richtig. Um das zu kapieren habe ich länger gebraucht als mein Sohn.

Mittwoch, 14. Juni 2006

Zwischen 33 und 45 klafft ein Loch

Wir sind bei einer neuen Firmenchronik Subunternehmer einer Grafikagentur. Kleinlaut ruft deren Chef, ein Freund von mir, an und sagt: "Der Kunde sagt, in seiner Firmenchronik findet 33 bis 45 nicht statt - jedenfalls nicht so, wie Du das schreibst. Das mit den Trümmerfrauen aber hat dem Kunden gut gefallen."

Ich will den Bettel hinschmeißen, fühle mich aber meinem Freund verpflichtet.

Dilemma.

Da kommt mein Kollege daher. Gebürtiger Tscheche, nennen wir ihn Schwejk. Er sagt: "Lass gut sein, Stachanow, ich schreib das um. Und zwar so, dass das Loch in der Geschichte mehr über den Herausgeber sagt als alle Deine Worte."

Ich freue mich auf sein Loch.

Freitag, 9. Juni 2006

Cutting von Bauknecht

Bauknecht weiß, was Frauen wünschen. Zum Beispiel einen Mann mit kleidsamer Schmarre am Bein.

So hoch wie der Kratzer ist die aufgeklappte Tür an einem Baukneckt-backofen. Die Blessur ist kein Branding, sondern ein Cutting durch die scharfe Ecke.

So hoch wie der Kratzer ist die aufgeklappte Backofentür unseres Bauknecht-Herdes. Der Kratzer ist kein Branding, sondern ein Cutting durch die scharfkantige Ecke.

Donnerstag, 8. Juni 2006

Zensur

Mein Kollege ist gerade in Schanghai, eine Kombination aus Urlaub und Arbeit am Notebook, er sitzt an einer Kundenzeitschrift für einen treu-doofen Maschbauer aus Baden-Württemberg. Die Texte meines Kollegen müssen, ehe er sie per E-Mail an die Agentur übermitteln darf, von einem Zensor gelesen werden. Irrwitzige Vorstellung. Ein chinesischer Zensor bückt sich über Geschichten, in denen die unbestreitbaren Vorzüge von Fünfachsendrehwellengelenkschenkeln in aller Ausführlichkeit beschrieben sind, nickt wissend und gibt dann die Übertragung frei.

Scheiß Land, das da unten. Sage ich ganz unzensiert.

Dienstag, 6. Juni 2006

200 Milliarden Dollar Umweltschäden

200 Milliarden Dollar an Umweltschäden jedes Jahr richtet der Raubtierkapitalismus in China an. Das sagt, siehe Link, der Vizechef des chinesischen Umweltamtes. Wenn dazu noch eine Dunkelziffer kommt, wie sie etwa bei der Angabe der vollstreckten Todesstrafen hinzuzurechnen ist, dann ist es bald vorbei mit dem Land.

Dem Raubtierkapitalismus ist das einerlei, er zieht einfach weiter, ein neues Land verwüsten.

Und was lernen wir daraus?

Dass es vielleicht doch geschickter wäre, ein Hemd in Deutschland für 15 Euro herzustellen statt in China für fünf? Oder einen platten Fahrradschlauch zu flicken, anstatt einen neuen zu kaufen, für drei Euro im Baumarkt? Oder eine Heckenschere für 100 Euro zu kaufen und keine für 30? Oder darauf zu verzichten, einen Fußball für 110 Euro zu kaufen, nur weil der die richtige Marke hat, wobei der Ball in Fernost für fünf Euro hergestellt wird?

Ich fürchte, das passt nicht recht in unsere Konsumwelt.

Kohle? Nihil!

Das ganze Wochenende über krame ich geistig nach dem Nickname des Menschen, der mir seit dem Jahr 2003 diese 250 Euro schuldet, für einen kleinen Grafikjob. Jetzt fällt mir der Nick wieder ein. Der Mensch nannte sich Nihilism.

Wieder was gelernt: Man sollte mit Leuten, die einen derartigen Namen führen, zwingend Vorkasse vereinbaren.

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