Arbeit

Donnerstag, 30. November 2006

Six Sigma

Einer meiner Kunden hat für sich das nachhaltige Geschäftsprozesseoptimieren nach Six Sigma entdeckt. Ich darf jetzt darüber schreiben.

Leider tat sich mir trotz vertiefter Recherchen bislang noch kein signifikanter Unterschied zwischen Six Sigma und Scientology auf.

Und daher frage ich mich: Warum nur rennen die Leute so gerne derart billigen Heilsversprechungen hinterher - ganz gleich, ob sie nun völlig aus der Luft gegriffen sind oder geistige Ausgeburten, die sich zwar mit viel stochastischem und statistischem Trara schmücken, dafür aber wenig Vernunft?

Stichwort Vernunft: Hat es nie eine Aufklärung gegeben?

Donnerstag, 23. November 2006

Konzern

Wenn das schriftliche Briefing für einen doofen Fachtext in einer noch dümmeren Fachpostille viermal so lang ist wie der Artikel und wenn hinter jedem Punkt "Was gesagt werden soll" ein weiterer Punkt "Was nicht gesagt werden darf" steht, habe ich schon gar keine Lust mehr.

Donnerstag, 26. Oktober 2006

Guter Tag

Heute hat meine 5-Mann-Agentur bei einem sehr anspruchsvollen Job für einen sehr anspruchsvollen Kunden ein weltweites Agenturnetwork verdrängen können. Heute ist ein guter Tag.

Sonntag, 22. Oktober 2006

PR-Strategie

Anfang Oktober ruft ein Interessent an. Es geht um Pressearbeit, die beim Kunden selbst bisher nur am Rande betrieben wird. Der erste Telefonkontakt ist sehr angenehm, das Geschäftsfeld des Kunden, Individualsoftware im Logistikbereich, passt hervorragend zu uns, Branchenkenntnis ist genug vorhanden. Das anschließende Hearing beim Kunden läuft prima, die Chemie stimmt, wir entwickeln im Gespräch viele gute Ideen, um die Pressearbeit im Allgemeinen und ein anstehendes Großprojekt im Besonderen nach vorn zu bringen. Außer meiner Agentur hat nur noch eine andere Agentur die Gelegenheit für ein Hearing, erfahre ich.

Und genau diese eine andere Agentur sticht uns aus. Die Begründung der Absage: Die andere Agentur hätte größere Kompetenzen im Bereich PR-Strategie vorgewiesen.

PR-Strategie? Aha. Der Ehrliche war mal wieder der Dumme.

Wann endlich verstehen es die Agenturkunden, dass PR-Strategien nutzlos sind, sofern der Etat nicht satt sechs- bis schwach siebenstellig ausfällt?

Bei Budgetgrößen darunter ist PR ein opportunistisches Geschäft. Opportunistisch im Wortsinne, von Opportunitäten, also Gelegenheiten nutzend. Die Medienlandschaft gibt den Takt vor, entscheidet, welche Themen zu welchem Zeitpunkt interessant sind. Gute PR orientiert sich an diesen Bedarfen und Bedürfnissen der Medien und versucht, sie möglichst professionell zu bedienen.

Erst wenn das nicht mehr verfängt, erst dann, wenn es darum geht, neue Bedürfnisse der Medien zu wecken, um sie anschließend befriedigen zu können, wenn es um Event- und Sponsoringaktivitäten geht, bei denen berichtenswerte Anlässe geschaffen werden, erst dann wird eine Strategie nötig. Diese definiert die Kommunikationsziele, strengt Stärken-Schwächen-Analysen an und leitet daraus die Wahl der journalistischen und finanziellen Mittel ab. Also, siehe oben, bei einem Budget in satt sechs- bis schwach siebenstelliger Dimension fängt Strategie an, darunter ist sie nutzlos und Geldverschwendung.

Okay, auch die Krisenkommunikation braucht strategische Ansätze. Wenn man aber nicht gerade die Tabaklobby, die Müllmafia oder eine andere Institution mit ähnlichem Hintergrund ist und daher täglich damit rechnen muss, dass die Presse ihrem Aufklärungsauftrag nachkommt, ist strategische Krisenkommunikation nicht erforderlich. Was soll ein Softwarehaus schon Schlimmes anstellen, um ins Ziel der Investigativen vom Schlage eines Hans Leyendeckers zu rücken? Hat das Softwarehaus das aber getan, hilft die beste Kommunikationsstrategie nichts mehr.

So, nun weiß ich also, dass ein potenzieller Kunde sehr viel Geld rausschmeißen wird, dass eine andere Agentur sehr viel Geld verdienen wird für nichts. Die Strategiepapiere werden natürlich sehr hübsch anzusehen sein und der Agentur viel Arbeit machen. Nichtsdestoweniger ist die dicke Mappe der Strategiepapiere nutzlos. Bei mir hätte es nach drei Monaten ebenfalls eine dicke Mappe gegeben. Eine mit Abdrucken.

Samstag, 14. Oktober 2006

Sauerstoffmangel

Neulich habe ich einen meiner Konzernkunden besucht. Hypermoderne Architektur, Glas, Stahl, Höhe. Tonnerwetter, sagt sich der Besucher aus der Provinz und ist erschlagen. Vor allem von der Diskrepanz zwischen dem Vorn und dem Hinten. Als ich von dem glorreichen Repräsentationsbereich auf die Hinterbühne, in die Bürotrakte, gebeten wurde, da sah ich, dass dort Menschen in zehn Quadratmeter großen Glaskästen arbeiten.

Gerufen wurde ich wegen einer eiligen Sache, deshalb war auch kein Konferenzraum frei und die Besprechung musste in einem dieser Aquarien stattfinden, dem des Stabschefs eines Vorstands. Auch die Stabschefs haben in dem Laden nicht den Büroraum, der in meinem Laden einem Volontär zur Verfügung steht. Weil bei dem Gespräch jemand von der Kommunikationsseite dabei sein musste, waren wir zu dritt. Weil der Stabschef nicht ohne Assistentin sein kann, zu viert. Weil der Stabschef den Stabschef des betreffenden Bereichsvorstands nicht übergehen wollte, waren wir zu fünft und weil dieser nicht ohne Assistentin sein konnte, zu sechst in dem Kabuff. In vier Minuten hatten wir den verfügbaren Sauerstoff inhaliert und mussten, was anstrengend war, den Rest der Zeit alle miteinander das Gähnen unterdrücken.

Dienstag, 26. September 2006

Menschliches Versagen

Was ist menschliches Versagen? Die Transrapid-Technokraten haben ihre Argumentation mal wieder aus der Mottenkiste hervorgezogen. Hier die unfehlbare Technik, da der dumme Mensch. Als hätte es nie einen Atomunfall oder einen Flugzeugabsturz gegeben. Daher ist der Transrapid-Unfall auch wieder einmal ein PR-Unfall. Aber an einem kann auch die beste Krisenkommunikation nicht rütteln. An den Grundfesten unserer Dummheit und Naivität im Umgang mit der Technik.

Muss den der Mensch nicht vor einer Technik kapitulieren, die ihn auf 450 Sachen Spitze katapultiert? Ist das nicht ein Versagen der Technik an sich, wenn sie den Menschen überfordert mit einer affenartigen Geschwindigkeit? Okay, Flugzeuge sind noch schneller. Dafür stürzen sie weit öfter ab. Das wird aber von der Gesellschaft billigend in Kauf genommen. Jeder, der sich in ein Flugzeug setzt, weiß, dass was passieren kann. Obwohl es viel gefährlicher ist, sich in ein Auto zu setzen. Das weiß auch jeder. Warum sollte nun ausgerechnet eine Magnetschwebebahn sicherer sein als ein Auto oder ein Flugzeug? Wer das glaubt, ist naiv.

Die Frage, die mich beschäftigt, ist die, ob wir diese Geschwindigkeiten überhaupt brauchen. Warum muss ich heute binnen zwei Stunden von Nürnberg nach Berlin kommen, wenn dort der Typ auf der anderen Schreibtischseite sich auf den Termin nicht vorbereitet hat? Da wäre es für meine Arbeit zweckmäßiger, ich würde mit dem Fahrrad fahren. Sofern mein Gesprächspartner die Zeit nutzen würde, sich einzulesen und meine Vorschläge und Ideen zu verstehen.

Wobei ich durchaus ein Freund von Geschwindigkeit bin. Mein Firmenfahrzeug, ein Motorrad, fährt 270. Das Motorrad fahre ich aus. Wenn die Bahn frei ist, das Wetter gut ist, ich im Vollgesitz meiner Reaktionsfähigkeit bin und ich das Mopped vorher gecheckt habe. Dann gibt es kein technisches oder menschliches Versagen. Jede Technik ist Menschenwerk. Schöner hat es Fontane gesagt, in der Brück' am Tay:

Tand, Tand / Ist das Gebilde von Menschenhand!

Donnerstag, 17. August 2006

Frau Antje bringt Käse aus Holland

Marketingassistentin schickt Whitepapers in mehreren Word-Files. Der Text ist außerhalb des druckbaren Bereichs. "Anjatanja", meint mein Kollege. "Nein", sagt der andere. "Kommt aus Holland. Ist Antje."

Aber jetzt husch ins Auto! Urlaub!

Montag, 7. August 2006

Ein Amt verstehen

Manche Leute halten die Wendung "ein Amt versehen" für einen Tippfehler. Sie korrigieren mir ein "t" hinein - und fordern damit vom Amtsträger Verständnis. Die dialiektische Revolution der Dummen. Und das am Montagmorgen.

Montag, 17. Juli 2006

Offshoring

Ja Kerle, sag, jetzt sind wir schon so lang Nachbarn und kennen anand nicht. Und machen dasselbe. Weißt, ich leb mit meiner Werbung vom Lohnunterschied. Ich bin immer zwei Wochen unten in Rumänien. Bei uns in Deutschland ham die Weiber an dicken Arsch und dürre Titten - und drunten hams an dürren Arsch und dicke Titten. Deshalb, weißt, deshalb kann ich mich nicht konzentrieren. Deshalb mach ich auch so gern Visitenkarten, nix Kompliziertes, Visitenkarten. Da, da, siehst Du, da, 500 Visitenkarten 4/0 farbig, 300 Gramm Glanzkarton, inklusive Layout 59 Euro. Inklusive Layout. Ich hab da unten in Hermannstadt zehn Grafiker hocken, die machen das. Inklusive Layout, da. Gedruckt auf einer Heidelberger Speedmaster. In Hermannstadt. Wenn einer keine 500 Visitenkarten will, sag ich im, kostet es 69 Euro statt 59, weil ich dann das Packerl aufreißen und die Hälfte wegschmeißen muss. Haha. Das sag ich immer. Hahaha. Ich bin immer 14 Tage heroben und 14 Tage drunten. Wenn ich hier bin, arbeiten die Rumänen 30 Prozent auf Westniveau. Ich fahr jetzt wieder runter mit den neuen Aufträgen. Dann hagelt es drei Tage lang die Arschlöcher, dann sind sie wieder auf 80 Prozent Westniveau. Wenn ich drunten bin, tu ich nur Korrekturlesen und den Rumänen in den Arsch treten, dass die in Schwung kommen. Nix Kompliziertes, ja bloß nichts. Vistenkarten. Briefbögen, Rechnungsformulare. Da, fünf Bauschilder, Format 60 auf 100 Zentimeter, Forex 5 Millimeter, mit Plotterbeschriftung für 225 Euro. Inklusive Layout. Inklusive Layout. So was mach ich gern. So was mach ich gern. Oder Zollstöcke mit Logo. So Werbezollstöcke. Mit Logo. 500 Stück 799 Euro. Alles inklusive Layout. Meterstäbe. Da brauche ich mich nicht konzentrieren aufs Korrekturlesen. Einmal den Rumänen hinlegen, machen lassen, drüberschauen, wenns nicht passt, in den Arsch treten. Zack, fertig. Prospekte auch, ja, aber da muss man Korrekturlesen. 5.000 Hotelprospekte, 4/4-farbig, A4, zweimal gefalzt auf DIN lang, 135-Gramm-Papier, 695 Euro. Inklusive Layout. Da hängen dann zehn oder 20 Grafikstunden drin, aber das ist mir doch wurscht. Und 500 Visitenkarten gibts gratis. Aber Prospekte mach ich nicht so gern, weil das ist so anstrengend, wenn man sich konzentrieren muss, weißt schon, das Korrekturlesen, und dann die Rumänenweiber mit ihre Titten. Freistellen auch, freistellen mach ich gerne. Hauptsache nix denken, Bilder freistellen, klar. Oder Logos nachzeichnen, das können die Rumänen. Wenn du so was hast, mach ich das. Du kalkulierst selber, schreibst Deinen Preis drauf, gibst es mir und - zack - machen das die Rumänen. Der Dingsbums in Xstadt, direkt vor Deiner Haustür, den kennst Du doch, gell, für den mach ich die gesamten Geschäftsdrucksachen in Rumänien und er verkaufts an seine Kunden weiter. Zack. Putzen tun bei mir die Studentinnen, die Juristinnen. Juristinnen putzen am besten. Alle halbe Jahr schmeiß ich einen Grafiker raus, als Warnung an die anderen. Wenn einer künstelt, schmeiß ich ihn sofort raus. Künstler kann ich nicht brauchen. Bist Du ein Künstler?

Nein, Herr Nachbar. Ich bin kein Künstler. Und selbst wenn es für die Rumänen schlimmer ist, nicht von der Globalisierung erfasst zu werden, als von Dir, sage ich ausdrücklich: Wir beide machen nicht dasselbe.

Donnerstag, 13. Juli 2006

Mein neues Thema

Mein neues Thema ist der

Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Verbesserung der Sicherheit der Lieferkette

Heißt zu deutsch: Terrorabwehr im Speditionsterminal, um zu vermeiden, dass die Osama bin Ladens dieser Welt mit dem Heizölauto davonbrausen. Lecker ist das. Geforderte Maßnahmen:
  • Schließvorrichtungen für Außen- und Innentüren, Fenster, Tore und Einzäunungen
  • Beleuchtung innerhalb und außerhalb der Einrichtung, einschließlich der Parkflächen
  • Trennung der Parkflächen für Privatfahrzeuge vom Versand-, Lade- und Frachtbereich
  • Interne/externe Kommunikationseinrichtungen zur Alarmierung des internen Sicherheitspersonals oder der örtlichen Polizei.
Besonders lustig auch diese Forderung:
  • Verfolgung der aktuellen Berichterstattung hinsichtlich der Lage im In- und Ausland oder terroristischer Aktivitäten.
Heißt also Fernsehgucken und Zeitung lesen. Respekt.

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