Arbeit

Donnerstag, 24. November 2005

Zweizeilige Sublines

Sublines MÜSSEN zweizeilig sein, sagt einer meiner allerliebsten Lieblingskunden heute. Alles andere, setzt er fort, sei unprofessionell und würde nicht gedruckt, und reibt mir damit meine Presseinfo mit der zweieinhalbzeiligen Subline unter die Nase. So ein Mist. Ich habe also 15 Jahre lang meinen Job verfehlt. Wie konnte ich nur so lange durchhalten, ohne die Grundregel Nummer 1 zu kennen?

Langsam komme ich mir vor wie Captain John Yossarian in Joseph Hellers Antikriegsroman Catch 22. Hier geht es Colonel Cathcart und General Peckem auch nicht darum, dass die Bomben ihr Ziel treffen. Sie möchten auf den Luftaufnahmen ein möglichst enges Bombenteppichmuster sehen.

Zweizeilige Sublines, enge Bombenteppichmuster - ein gewagter Vergleich? Vielleicht sollte ich mich hinsetzen und ihn schreiben, den Anti-PR-Roman.

Mittwoch, 23. November 2005

Reden in 4 pt Courier

Gerade telefoniere ich mit einem Menschen, der ungewöhnlich schlimm fistelt und das auch noch sehr schnell. Das Gespräch ist deshalb ziemlich anstrengend. Danach frage ich meinen Grafiker, der den Mann persönlich kennt, was das denn für einer sei.

Sagt der Grafiker: "Der Mensch ist ein Hüne. Der redet bloß in 4 pt Courier".

Dienstag, 8. November 2005

Ab durch die Mitte

Berlinbesuch. Wieder mal.

Sonntag. 500 Kilometer beschwingt auf dem Moped. Vier Tankstopps.

Schöneberg.
Einen sehr netten Menschen kennen gelernt. Nein, zwei!

[Edit] Und vielleicht eine kleine Sauerei angeregt.

Mitte.
Alkoholreicher Cooler-Jungs-Abend beim Übernachtungsgastgeber.

Montag. Moabit.
Eine interessante Tagung erlebt mit vielen verschiedenen Referenten. Darunter richtig gute - aber leider auch ein ArschlLügner. Philosophierte in einem flott vorgetragenen Referat allen Ernstes über das Comeback der New Economy. Das Publikum applaudierte freundlich. Heiliger Strohsack.

Einen Freund aus Zeitknappheit leider nicht besuchen können.

Mitte.
Vom Übernachtungsgastgeber bemuttert worden. Zum Abschied gabs vier Rühreier.

500 Kilometer beschwingt auf dem Moped zurück. Vier Tankstopps.

Dienstag. Nachts um halb drei ins Bett. Um halb elf ins Büro. Müde. Aber viel erlebt.

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Kommunikationsinkontinenz, seitenfüllend

Es ist erst wenige Jahre her. Erst ging Venture Capital in Rauch auf, dann verbrannte es Leute.

Was im PR-Biz davon übrig blieb?

Die Unfähigkeit der Unternehmen zu kommunizieren - und gleichzeitig die schier unbegrenzte Möglichkeit, mit Sprachdiarrhoe Zeitschriftenseiten zuzuscheißen. Das Adeln von drei aufeinanderfolgenden inhaltslosen Sätzen zum "PR-Konzept". Die Unmöglichkeit der Marketing-Anjas, sich an Termine und Absprachen zu halten, "weil das Biz ja so heftig dynamisch ist."

Ein alternder Stachanow.

Unternehmerische Entscheidung

Es sind nur noch 20 Jahre, die ich als PR-Heini arbeiten muss. Ich kann nichts anderes. Aber 2025 werde ich meine Schäfchen wohl im Trockenen haben. Bis dahin muss ich arbeiten. Aber in 20 Jahren ist Sense. Vorausgesetzt, ich überlebe das.

Bis dahin werde ich keinen der Kunden, die ich heute betreue, noch betreuen. Aber ich werde immer noch mit den Pressehanseln meines Alters zu tun haben, mit denen ich heute zu tun habe. Vorausgesetzt, die überleben das. Die können auch nichts Neues mehr anfangen, die gehen auch 2025 in Rente.

Und die Moral von der Geschicht? Jeder Kunde, der mir einen Pressekontakt versaut, entzieht mir auf lange Frist mein Einkommen. Und muss daher entfernt werden.

Donnerstag, 20. Oktober 2005

Jubel, Trubel, Heiterkeit

Unternehmenskommunikation ist in der Logistik ist Chefsache jubelt Trimedia. Und mir kommt das kalte Grausen, wenn ich an die Geschmacksterroristen und Antialphabetiker in den Chefsesseln der Logistikunternehmen denke.

Freitag, 7. Oktober 2005

Lesen!

Es gibt Logistiker, die es binnen weniger Wochen schaffen, hochkomplexe internationale Lieferketten neu zu organisieren, dafür gigantische Läger aufzubauen und informationslogistische Systeme zu vernetzen. Und es gibt Logistiker, die es nicht schaffen, innerhalb derselben Zeit dieses gigantischen Netzaufbaus die dazugehörige, in anderthalb Stunden geschriebene und in zwei Minuten zu lesende Presseinformation zu prüfen und freizugeben.

Ich fürchte, die haben meine Arbeit einfach nicht verdient. Aber ich habe leider keine anderen Kunden.

Donnerstag, 22. September 2005

Marx und geistige Arbeit

Worin besteht nun die Entäußerung der Arbeit?
Erstens, dass die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, das heißt nicht zu seinem Wesen gehört, dass er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruiniert.

Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich.


Wie es Karl Marx in seinen ökonomisch-philosophischen Manuskripten niedergelegt hat, so fühlt sich heute Stanchanow. Außer sich.

Mittwoch, 21. September 2005

Sprach- und Denkverbot

Heute der Kundenzensur zum Opfer gefallen: Das harmlose Wörtchen "ausmisten". Wird jetzt umschrieben mit dem schwächlichen "aussortieren". Und das im Zusammenhang mit einem Spam-Blocker. Als ob irgendjemand jemals einen Spam-Quarantäneordner aussortiert hätte.

Schizophren: Erst krieg ich einen Auftrag, damit ich den Kram so darstelle, wie es der Kunde mit seinem restringierten Code nicht kann. Dann macht er es schlechter - und zuletzt kriege ich dafür noch mehr Geld, weil der Job auf Stunden bezahlt wird und ich dem Kunden unseren Streit als Position "Abstimmung" auf die Rechnung setze.

Freitag, 26. August 2005

Neukunde

Noch mehr Schampanninger! Kurz vor meinem Abzwitschern in den Urlaub klingelt das Telefon, ein Neukunde ist im Anmarsch. Sympathische Leute. Interessanter Job. Frühere Niederlagen sind vergessen. Niemand braucht mehr Merkel zu wählen. Der Aufschwung ist da.

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