Journaille

Dienstag, 15. März 2005

Austropack

Kein Witz. Oder doch?

Die meinungsführende Fachzeitschrift für "verpacken - kennzeichnen - fördern - lagern - transport" in Österreich heißt Austropack.

Das papierlose Klo

Das papierlose Klo kommt schneller als das papierlose Büro.

Gelesen in einem Kommentar bei Don Alphonso. Wer DCT nicht kannte und ihn nicht kennt: Die Opernfigur ist einer der besten Stilisten der Blogosphere und einer der ätzendsten Kritiker der New Economy, die gerade wieder anfängt, ihr gräßliches Schlangenhaupt ungeniert in die Kameras zu halten. Und unsere erinnerungslose Medienmeute macht, als gäbe es kein gestern und auch nicht die Blamage von gestern, nur wieder allzu bereitwillig mit.

Was bleibt von der New Eco: sich in klitzekleinen schnellen Schrittchen im Kreis bewegen und was von Dynamik faseln, jedem Satz schlechtes Englisch beimischen, hochtrabende zweizeilige Titel auf der Visitenkarte - und weder was zu melden noch eine Ahnung. Aber: sich in klitzekleinen schnellen Schrittchen im Kreis bewegen und was von Dynamik faseln, jedem Satz schlechtes Englisch beimischen ...

Freitag, 4. März 2005

Quatsch mit Soße

Die nachfolgenden Headlines sind direkt von der Fachzeitschrift "Catering Management", Ausgabe 03/2005, übernommen. Es lebe der Fachjournalismus.

Dachzeile: Metro Cash & Carry-Umfrage
Headline: Höchste Nachfrage nach Fisch
(Seite 5)

Dachzeile: Kulinarische Snacks
Headline: Ein Klassiker setzt neue Trends
(Seite 14)

Dachzeile: Jamie's Kitchen-Shop bei Karstadt
Headline: Kochen im Adamskostüm bringt gute Laune in die Küche
(Seite 15)

Dachzeile: Darboven
Headline: Filterkaffee neu belebt
(Seite 16)

Dachzeile: Brezelbäckerei Ditsch
Headline: Produktionsfläche wurde verdoppelt
(Seite 20)

Dachzeile: Hiestand & Suhr
Headline: Erfolg des Kunden gehört zum Ziel
(Seite 20)

Dachzeile: Bürger
Headline: Maultaschen sind im Trend
(Seite 20)

Dachzeile: Unilever Foodsolutions
Headline: Essen in neuen Dimensionen

Dachzeile: Thermoplan AG
Headline: Kaffeetechnologie der Zukunft
(Seite 22)


Und hier mein Favorit:

Dachzeile: Melitta Cup-Breakfast
Headline: Der Vollautomat für Frühstückskaffee mit oder ohne Milch
(Seite 22)


Und weiter geht es:

Dachzeile: Firmenverpflegung
Headline: Gutes Essen wirkt bei Airbus als Motivationsfaktor
(Seite 26)

Dachzeile: Palux
Headline: Cooking-Konzepte sind gefragt
(Seite 28)

Freitag, 25. Februar 2005

Den Hut vor der Computerwoche ziehen

Und zwar samt Gamsbart. Die CW schreibt in ihrer Ausgabe vom 25. Februar:

Zur CeBIT hat er wieder Hochkonjunktur: der Manager-Talk. Zur Vorbereitung ihres Powerpoint-Vortrags kramen die zahlreichen Referenten in ihrem verbalen Fundus und fördern zeistens zutage, was schon alle kennen und nicht mehr hören wollen. Die amerikanische Zeitarbeitsfirma Accountemps hat 150 Topmanager aus den 1000 größten US-Unternehmen gefragt, welche Phrasen ihnen die Zornesröte ins Gesicht treiben. Wenig erstaunlich handelt es sich um Begriffe, die auch hier zu Lande en vogue sind.

Platz eins hält unangefochten die Floskel "Am Ende des Tages ...", mit der ein Redner unterstreichen möchte, dass er soeben das letzte Wort hatte. Verhasst ist auch der Terminus "Lösung" (solution) - wahrscheinlich, weil er auf ein Softwareprodukt ebenso anwendbar ist wie auf einen Abwasserkanal oder einen Dosenöffner. Für Aufregung sorgt ebenfalls der harmlose Begriff "Metrik", der mit der Einführung von Kennzahlensystemen und Balanced Scorecards offensichtlich überstrapaziert wird.

Auf dem Index, so die Umfrageteilnehmer, gehört weiterhin die "Synergie" - wohl weil sie bei Fusionen so selten erzielt wird - und das gute alte "Paradigma". Das nun wiederum ist bedauerlich. Wer die Paradigmen nicht kennt, verliert seine Ziele aus den Augen: den "Shareholder Value" zum Beispiel oder das "agile Unternehmen" oder das "Realtime Enterprise". Übrigens haben die Befragten wenig Vertrauen in "Win-win-Situationen" und - folgerichtig - auch nicht in den "Added Value". Das gilt erst recht, wenn der addierte Wert auf "inkrementellem" Wege errecht werden soll.


Danke, CW, danke!

Mittwoch, 16. Februar 2005

Kojoto-Protokoll

Heute früh fahre ich zur Arbeit und höre auf irgendeinem Dudelfunk, dass das Kojoto-Protokoll jetzt in Kraft getreten sei. Der Depp sagte es zweimal. Es war kein Versprecher, es war Dummheit. Ich gehe mit den Wölfen heulen.

Dienstag, 8. Februar 2005

gaudeamus igitur

Polizeipressestellen sind in den wenigsten Fällen ein Hort von Humor. Schön, wenn Spiegel online Ausnahmen auftut. In Mannheim hat ein Burschi dem anderen beim Fechten die Originalfellmütze vom Kopf gehauen - und die dortige Polizeipressestelle titelt treffend "Tonsur durch Mensur".

Wunderbar auch die URL des Beitrags: http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,340615,00.html

Montag, 31. Januar 2005

9 Live! Klaus Kleinfeld und der Ludenwecker

Der neue Siemens-Chef Klaus Kleinfeld trägt schwer am Handgelenk.

Juli 2004. Klaus Kleinfeld, noch ein namenloses Vorstandsmitglied, hält auf seinem Pressebild locker die Rolex am Handgelenk in die Kamera. Wer hat, der hat, wer kann, der kann. Das Hamburger Abendblatt weiß: "Modell Submariner Date, Listenpreis 3.270 Euro".

Januar 2005. Kleinfeld ist Vorstandsvorsitzender. Er ist verantwortlich für ein paar Tausend Jobs weniger in der Festnetzsparte. Die Handysparte schwächelt. Auch dort werden Köpfe rollen. Deshalb macht sich heute der pralle Ludenwecker imagemäßig nicht so gut.

Weil der Herr ja keine Zeit hat, sich neu ablichten zu lassen, wird die Haus-und-Hof-Agentur Publicis beauftragt, das störende Statussymbol rauszuretuschieren.

Dabei merkt man eines. Vorstand und Nobel-Agentur haben nicht kapiert, wie die Presse tickt. Wenn der Photoshop noch so viel kann, zählt in der Presse (noch) Authentizität.

Das ist zugegebenermaßen ein schweres Wort, weder für Vorstandsvorsitzende noch für Werber und PR-Anjas zu verstehen. Deshalb mach ich es Euch einfacher:

Wenn Ihr als PR-Leute ein retuschiertes Pressebild rausschicken tut, ist das gemogelt. Das mögen die Zeitungsleute gar nicht. Zumindest nicht die ernstzunehmenden. Und: Wenn Ihr ein neues Pressebild rausschickt, wird es, bevor es gedruckt oder ins Archiv gesteckt wird, mit dem alten verglichen. Deshalb ist man Euch beim Mogeln auf die Schliche gekommen.

Ein guter Tag heute. Zweimal habe ich den Beleg erbracht, dass die Leute doch nicht so blöd sind, wie man meinen könnte.

Mittwoch, 26. Januar 2005

Hollywood und der Holocaust

Ich sah gestern auf Arte Hollywood und der Holocaust.

Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, sagt Adorno. Und Bilder zu zeigen? Dokumentarische Bilder? Fiktive Bilder? Und Bilder zu sehen? Und Bilder auf einer Meta-Ebene zu sehen? Ist das Katharsis? Oder Barbarei?

"Bald sind die letzten Überlebenden tot", sagte ein Überlebender im Arte-Beitrag, der in Hollywood arbeitete. "Bald wird niemand mehr wissen, wie es war, beim Appell, oder wenn jemand aufgehängt oder zu Tode geprügelt wurde."

Bald sind die Bilder aus Dokumentation und Fiktion das einzige, was bleibt, um zu erinnern.

Montag, 17. Januar 2005

Journalistische Unabhängigkeit

"WERKSTATT SPEZIAL" - Neues Konzept 2005

Sehr geehrter Herr Stachanow,

ich freue mich Ihnen heute unsere neuen Mediadaten für "WERKSTATT SPEZIAL" senden zu dürfen.

Mit einem völlig neuen Konzept präsentiert sich "WERKSTATT SPEZIAL" ab dem kommenden Jahr 2005!

Was bedeutet das für Sie?

Wir bieten Ihnen folgendes "Image-Paket" an:

Sie erhalten zur gebuchten Anzeige zusätzlich einen individuellen redaktionellen Beitrag gleichen Formats!

Nutzen Sie diese ganz neue, einmalige Chance ...

Dienstag, 4. Januar 2005

Aufgemotzt

In der neuen Brand eins, Ausgabe Januar 2005, steht ein tolles Wort. Aufgemotzt. Kontext: Es geht um functional food, Nahrungsmittel, die mit Vitaminen und sonstigem aufgemotzt werden. Klingt gut. Nach Tieferlegung und Spoiler. Jeder kapiert die Konnotation. Aufgemotzt ist anders und viel stärker als aufgepeppt.

Übrigens: Diese Brand eins hat auch einen lesenswerten Artikel mit der Überschrift "Der Kunde ist wenig". Es geht um Eisdielen, die Kunden rausschmeißen, weil sie gemischtes Eis haben wollen und das dem Eisdielenbesitzer gegen den Strich geht. Es geht um Kapitalismus mit Zivilcourage, um Erfolg.

Mir hat es noch nie weh getan, einen Kunden rauszuschmeißen. 2004 durfte sogar ein dicker Kunde wandern. Abschiedsfloskel: Schauen Sie in die Gelben Seiten. Vielleicht finden Sie dort einen einen anderen Deppen, der Ihre Neurosen unterstützt.

Mein Erfolg hält sich dennoch in engen Grenzen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Archiv

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Nutzererlebnis?
Melde dich bei Facebook an, um dein Nutzererlebnis...
Stachanow - 2. Sep, 12:59
Bundeshorst ist zurückgetreten
Bundeshorst ist weg. Dass er überhaupt hinkam, war...
Stachanow - 31. Mai, 16:01
Der
Vorteil ist ja, dass man diese Triebtäter nicht mittels...
pathologe - 2. Apr, 16:11
Selbstjustiz?
Erstaunlich. Bei Kindesmissbrauch durch irgendwelche...
Stachanow - 2. Apr, 12:23
Du hast es erfasst.
Du hast es erfasst.
Stachanow - 23. Mär, 18:59

Status

Online seit 7128 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Sep, 12:59

Credits


Arbeit
Familie
Gute Unterhaltung
Journaille
Kapital
Meine Jugend auf dem Dorf
Politik
Work-Life-Balance
Worte
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren